ACR Swiss Laserbank von 1987 - Restaurierung

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mikesupi
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ACR Swiss Laserbank von 1987 - Restaurierung

Beitrag von mikesupi » Sa 13 Mai, 2017 6:45 pm

Hey Freaks :-)

hier ist mein aktuelles Projekt, die Komplettrestaurierung einer alten schweizer ACR Laseranlage Anno 1987.
Damals war ACR einer der bedeutendsten Laserbankhersteller zusammen mit Tarm und später Datronik.

Der Zustand ist nach 30 Jahren Betrieb nicht gerade berauschend, da kommt einiges an Arbeit auf mich zu, um den Originalzustand wieder herzustellen.

Ich versuche hier meine Erkenntnisse bei der Analyse der Schaltung und der Funktion so gut wie möglich wiederzugeben.
Es gibt keinerlei schriftliches Material zu der Anlage, es muss also das komplette Know How empirisch ermittelt werden.
Bis jetzt habe ich 1.200 Detailfotos von der Restaurierung gemacht.

mikesupi_P1160430.jpg
mikesupi_IMG_8871.jpg

Beim Ausbau ist die Anlage leider auf die Seite gestellt worden, wodurch sich das Silikon zum verkleben der Bankspiegel gelöst hat.
Es gibt also leider keinen einzigen befestigten Spiegel mehr in der Bank sondern nur noch ein großes Puzzlespiel.
Da ACR Anlagen beim Einbau immer noch vorort an den Raum angepasst worden sind, kann man sich leider auch nicht auf die alten Klebereste auf der Grundplatte, die übrigens aus einem 1.95m langen Alu Rippenkühlkörper besteht, verlassen.

Die Anlage stammt aus einer Discothek in der Nähe von Heidelberg und ist vor dem Abriss "gerettet" worden.
Es handelt sich um das Modell "Schneewittchensarg" mit dem ACR Laserpult "Gold", allerdings in der silbernen Ausführung.
mikesupi_VidSnap_0055.jpg
mikesupi_VidSnap_0151.jpg

Die Bank ist eine etwas kürzere Spezialanfertigung, üblicherweise ist das Gehäuse aus Eisen mit einer Länge von 2.70m, diese Bank ist bei gleicher Effektanzahl aber nur 1.95m lang und wurde komplett aus Aluminium gefertigt, was sich sehr postiv auf das Gewicht auswirkt.
Die Anordnung der 3 internen Strahlschalterbänke ist etwas anders als bei der Standardausgabe mit 4 Glasscheiben, diese Bank hat auch nur 3 Glasscheiben. Das Gehäuse ist bis auf das leichtere Material völlig identisch.
Im Original war ein Spectra Physics SP168 Weißlichtlaser in der OEM Version mit der bekannten Glasröhre verbaut.
Irgend ein "Witzbold" hat im Laufe der Jahre die defekte SP168 Röhre gegen einen Coherent Purelight I70 getauscht, dieser ist aber 10cm länger, also wurde das Gehäuse an der Seite mit der Flex ausgeschnitten.

Bei der Standard Bank sind die Strahlschalterbänke so angeordnet, dass erst eine Bank mit der "Colorbox" und einigen (Scanner-)Effekten, dann eine zuschaltbare Bank mit 50/50 Strahlteiler, und dann eine weitere Bank im Hauptstrahl steht.
Die Abfallstrahlen der Dichros von der "Colorbox" wurden über eine Strahlfalle "Rückwärts" auf die Scanner eingekoppelt.

Frühe Versionen hatten kein Blank Shift, es wurden auch noch nie PCAOMs verbaut, es gab also keinerlei Farbmodulation, somit war die Auswertung der Abfallstrahlen die einzige Möglichkeit farbige Grafikmuster per Scanner zu erzeugen.

Bei meiner "kleinen" Version gibt es keinen extra Hubmagneten für die zweite Bankebene, der Mutterstrahl wurde fest mit einem 50/50 Strahlteiler aufgeteilt.
Es lassen sich also immer 2 Effekte aus Bank 1/3 und aus Bank 2 ausgeben, dazu kommt noch der rückwärtige (reflektierte) Strahl von der Colorbox auf die Scanner.

Wenn man das Alter und die technischen Möglichkeiten aus den 1980er Jahren berücksichtigt, so ist das Konzept sehr einfallsreich und effektiv gewesen.


Alle Effekte wurden mit Weißlicht oder einer ausgewählten Farbe der Colorbox (Cyan, Magenta, Gelb, Rot, Grün, Blau) beschickt.
Am eindrucksvollsten waren also die farbigen Gratingeffekte.
ACR hat auch gerne mit Tunnelmotoren und Dichros gearbeitet, wodurch farbige Tunnel oder Lissajous Figuren entstanden. In manchen Versionen wurden auch Prismen für die Farbtrennung eingesetzt.

Die eigentlichen Old School Effekte werden durch Raumspiegel erreicht, zu dieser Anlage gehören 3 Raumspiegel, 3 Raumgratings (Line/Burst), 1 Tunnelmotor und 4 langsamdrehende Raumburstgratings.

Die Scannereffekte waren trotz der fehlenden Farbmodulation recht beeindruckend, man muß sich das so vorstellen, dass z.B. ein Fächer durch die 3 rückwärtigen Strahlen der "Colorbox" jeweis in Rot, Grün und Blau, also dreimal mit leicht versetzter Achse ausgegeben wurde.

Da jede ACR Anlage eine Einzelanfertigung in Serie war, haben auch alle Banken eine abweichende Bestückung, allerdings gibt es einige Grundprinzipien, nach denen alle Anlagen arbeiten.
Es gibt Anlagen mit einem oder zwei G120 Scannerpaaren, mit und ohne Shiftblanking beim Hauptscanner und mit einem G120 Paar und einem OpenLoop Elypsenscannerpaar.


Bei meiner Anlage sind folgende Effekte verbaut:

3 Farben "Colorbox": Gelb, Magenta, Cyan (meistens ist eine 4 Farb Colorbox verbaut)
G120D Scanner
Horizontales Line Grating (ähnl. Machida)
Motor Line Grating Links
Tunnel Links
Lissajouseffekt mit RGB Prisma (2 Motoren)
Motor Art Grating
Motor Burst Grating
Motor Line Grating Rechts
Tunnel via Lissajous
Motor Reflex Burst Grating Rechts
Doppel Tunnel Color
Motor Burst Grating Bank 2

sowie einem 2 Color Doppelbeam und 7 Einzelbeams.

Die Hubmangneten "Marke Telegrafenrelais" auf den Laserbanken arbeiten mit einer Stromregelung im 3.3 Volt Bereich, das ganze System wird aber mit einer ungeregelten Spannung von 27V vom Controller aus versorgt, das hat man vermutlich wegend der OpAmps auf den Strahlschaltertreibern und der geringeren Leitungsverluste so gemacht.

Für die Grating- und Lissajousmotoren sind 2 getrennt regelbare und in der Richtung umschaltbare Ausgänge auf dem Steuerkabel.
Die Tunnelmotoren werden mit einer konstanten Spannung von 5 Volt betrieben, durch einen Fehler in der ACR Regelung liegen aber je nach Motorenanzahl nur 3V an.
Zum Einschalten der Anlage müssen 27V (unter Last ca. 23-24V) anliegen, damit werden auch die Scannertreiber und die Beleuchtung des mittels Dichro und Linestraröhre hinterleuchteten ACR Logos auf der Bank aktiviert.
Im Gehäusedeckel gibt es noch eine schaltbare Neonröhre zu Wartungszwecken.
Die Spannungsversorgung war bei meiner Anlage defekt, worauf ich später noch zurückkomme.



Angesteuert wird die Bank mit dem "Gold Controller" von der Größe eines Laptops aus den 80er Jahren :-)
Das Teil wiegt über 50 Kg und ist mit den Maßen 1000 x 800 x 800 mm sehr gut für den Portabeleinsatz geeignet :-)

Im Controller sitzt ein aufwändiges viel zu großes längsgeregeltes Netzteil für die OpAmp Logic und den Digitalteil. Die stromintensiven Aufgaben (27V Hubmagneten + Motoren) werden aber von 2 kleineren Platinen im unteren Teil des massiven Holzgehäuses erledigt.
Bei meinem Controller war eine Leitung am Trafo mechanisch abgerissen, ist mir also völlig unklar, wie die Anlage funktioniert haben soll.

Weiterhin sitzt im oberen Teil des Gehäuses die Ansteuerung der Bankeffekte, was ACR mit einem Z80 Stack auf einem VME/STe ähnlichen Busstecksystem realisiert hat.
Der "Microcontroller" besteht aus 5 Europakarten: Z80 CPU, 3x Z80 Doppel PIO, 1x Video SMPTE Timecode.
Mit dem Z80 System wird die Klaviatur und alle Switchboards ausgewertet, von hier wird auch die Bank direkt angesteuert.
Ein Interface zum Sollinger DSP gibt es ebenfalls. Die Tastaturbelegung lässt sich in einem akkugepufferten SRAM speichern.

Für die Scanner stehen 2 analoge Lissajous Generatoren sowie ein Joystick zur freien Positionierung des Outputs zur Verfügung.
Es gibt keinerlei Safety Funktion, es lässt sich also problemlos ein stehender 5-Watt Weißlichtbeam auf eine beliebige Zielperson im Publikum richten. Das war sicher ein Feature und kein Bug :-)

Für die Textausgabe und die Grafikfunktionen ist ein Sollinger Lasergraph IIc im Gehäuse eingebaut der über eine Matrix wahlweise abwechselnd mit den Lissajous Generatoren auf die Scanner geschaltet werden kann.
Der DSP basiert auf einem Apple II Clone in einem offenen Alu Kartenträgergehäuse. Damals wurden noch ICs abgeschliffen, und die Unterseite der DSP Platinen in weißen Kunststoff getaucht, um der Piratrie vorzubeugen.
Für das Einspielen neuer Grafiken und Shows ist ein 5-1/4 Zoll Laufwerk im Aplle II Standard vorhanden, der eigentliche DSP bootet aber aus dem ROM ohne eine eingelegte Diskette.
Der Apple Clone hat einen Standard BAS Videoausgang, hier wird ein 10-Zoll schwarz/weiß Monitor angeschlossen.
Eine Tastatur in einer Schublade unten im Controller dient zur Texteingabe, z.B. für Geburtstagswünsche an die Discobesucher.
Neben der Tastatur sitzt ein "geheimer" Kippschalter, womit man die eingebaute Hirschmann KFZ-Motorantenne betätigen kann, diese dient dazu eine Glasscheibe über der oberen Programmierebene anzuheben.


Für die Anlage soll der Original-/Sammlerzustand wieder hergestellt werden, es sind also einige Tasks dazu erforderlich.
Dazu gehört neben der Beseitigung umfangreicher elektrischer Fehler, auch das Verschließen der Coherent Löcher im Gehäuse, das Entfernen des schwarzen Discolacks und natürlich der Originalbestückung der optischen Komponenten in der Bank.

Zum Testen habe ich ein kleines Singlemode Puredioden RGB-Modul (R 150mW, G 50mW, B 80mW) mit ca. 30mW WL Einstellleistung verwendet, der Nebel kam aus einer Akku Nebelmaschine Look Tiny FX.
In der endgültigen Version wird die Laserbank mit einem 1.5 Watt balancierten Weißlichtmodul gemischt aus 4 Linien betrieben, nämlich 638nm Rot, 532nm Grün, und 445nm sowie 473nm Blau.


Hier kommen schon mal die ersten "schmutzigen" Bilder, weitere werden successive bis zur Fertigstellung folgen...


Falls jemand Interesse an der fertig restaurierten und gereinigten Bank hat, freue ich mich über Angebote per PM, denn auch mein Platz ist leider begrenzt.

mikesupi_IMG_8874.jpg
Vom LKW in die Zwischenparkgarage :-)
mikesupi_IMG_8875.jpg
Die Brocken einzeln in der Bank
mikesupi_IMG_8877.jpg
ACR G120 Scannertreiber
mikesupi_IMG_8887.jpg
Anschlußplatine für das Steuerkabel
mikesupi_IMG_8900.jpg
Colorbox und herumliegende Motoren
mikesupi_IMG_8936.jpg
Abgebrochene Tasten vor der Reparatur
mikesupi_IMG_8943.jpg
Der Stasi Controller :-)
mikesupi_IMG_9124.jpg
Antik: Die 5-1/4" Diskette
mikesupi_IMG_9125.jpg
Apple Diskettenlaufwerk
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Die leere Bank mit den abgerissenen Spiegeln und dem "Coherent Loch"
mikesupi_P1150598.jpg
RGB Testmodul im Akkubetrieb
mikesupi_P1150603.jpg
Der Mutterstrahl und Hubmagnet No. 24
mikesupi_P1150673.jpg
Die Abfallstrahlen der Colorbox als rückwärtige Scanneransteuerung
mikesupi_P1150683.jpg
Einer der Einzelbeams
mikesupi_P1150695.jpg
Magenta im Hauptstrahl
mikesupi_P1150704.jpg
Cyan: da kommen mal die Scanner hin
mikesupi_P1150726.jpg
Die zweite Strahlschalterbank, davor sonst der SP168/I70
mikesupi_P1150748.jpg
Die Nebel/Fotosession ist beendet
mikesupi_P1150791.jpg
30 Jahre alter Staub
mikesupi_P1150797.jpg
Und Cola?
mikesupi_P1150798.jpg
Sollinger Lasergraph IIc
mikesupi_P1150801.jpg
Sollinger Lasergraph IIc
mikesupi_P1150821.jpg
Unten ist schon mal alles schön gereinigt

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Re: ACR Swiss Laserbank von 1987 - Restaurierung

Beitrag von mikesupi » So 14 Mai, 2017 3:29 am

Weiter gehts mit der Restaurierung....

Auf den Bilder haben die Komponenten die Reinigung schon absolviert :mrgreen:


Hier sind erst mal die Platinen von der unteren Aluplatte mit der Klaviatur von links nach rechts:
mikesupi_P1150816.jpg
Der analoge Lissajous Generator
mikesupi_P1150817.jpg
Die Joystick Logic
mikesupi_P1150792.jpg
Die Switchmatrix für die Scannersignale
mikesupi_P1150812.jpg
Der Musiktaktgeber


Noch ein paar Ansichten vom unteren Gehäuseteil:
mikesupi_P1150824.jpg
Keyboard in der Schublade
mikesupi_P1150827.jpg
Diskettenlaufwerk, DSP und Oszilloskop
mikesupi_P1150828.jpg
Das Oszilloskop zur Scannervorschau im X/Y Betrieb (Ext. Horiz.)


Hier ist der Z80 Stack, der die Bankfunktionen steuert und für die Tastatur- und Keyboardauswertung zuständig ist:
mikesupi_P1150835.jpg
Netzteil oben, Z80 Stack, Oszilloskopröhre und Speicherwahleinheit
mikesupi_P1150845.jpg
Z80 CPU Board
mikesupi_P1150847.jpg
2fach PIO Karte, 3x vorhanden
mikesupi_P1160290.jpg
SMPTE Video Timecode Board
mikesupi_P1150855.jpg
PIO Karte im Z80 Stack
mikesupi_P1150863.jpg
Der komplette Z80 "Microcontroller" Stack


Hier sieht man die Ausgabe vom Sollinger Lasergraph IIc DSP:
mikesupi_P1150869.jpg
Der 10-Zoll s/w Röhrenmonitor für den DSP
mikesupi_P1150873.jpg
Sollinger lässt grüßen :-)
mikesupi_P1150875.jpg
Das DSP Menü vom Lasergraph IIc



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Re: ACR Swiss Laserbank von 1987 - Restaurierung

Beitrag von mikesupi » Mo 15 Mai, 2017 12:22 am

Hier nun die ACR G120D Scannertreiber. Damals hat man die Scanner noch mit 2 bipolaren Transistoren angesteuert, statt der heute üblichen NF (Brücken-)Verstärker ICs.
mikesupi_P1150890.jpg
mikesupi_P1150891.jpg
mikesupi_P1150892.jpg
mikesupi_P1150905.jpg

Die ersten Gehversuche mit den G120 Scannern in der Bank und externem 27V Netzteil, da die Spannungsaufbereitung im Controller noch defekt ist.
mikesupi_P1150909.jpg
mikesupi_P1150920.jpg
mikesupi_P1150922.jpg

Leider hat das Oszilloskop nicht funktioniert, deswegen musste ich die Röhre ausbauen, und die Sockelbeschaltung überarbeiten. Jetzt läuft das Oszi wieder fast wie am ersten Tag.
mikesupi_P1150954.jpg
mikesupi_P1150960.jpg
mikesupi_P1150964.jpg
mikesupi_P1150925.jpg

Das rückwärtige Anschlußpanel:
mikesupi_P1150877.jpg
Der 64-polige DIN41612 Stecker mit den Banksteuersignalen, Interlock, Raumspiegelmotoren, DB-9 Scanner, SMPTE Video In/Out, Audio In und Monitor Out Anschlüssen.


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Re: ACR Swiss Laserbank von 1987 - Restaurierung

Beitrag von mikesupi » Mo 15 Mai, 2017 5:36 pm

Hier ist das Innenleben des Sollinger Lasergraph IIc DSP, also praktisch die Dynamics oder Pangolin Einheit der 80er Jahre. Damals war das "State-of-the-Art" Technologie. Die Basis ist ein Nachbau des Apple II Computers mit 6502 CPU, den man damals im Elektronikhandel als Platinenversion kaufen konnte.

Der weiße Kunststoff und die abgeschliffenen ICs sollten das Kopieren der Schaltung unmöglich machen. Es gab allerdings damals recht schnell kleine Analysatoren auf Commodore 64 Basis, in die man einfach die abgeschliffenen ICs in einen Textool Sockel gesteckt hat, und schon konnte man auf dem Bildschirm den IC Typen ablesen.

Der DSP hat Anschlüsse für die ASCII Tastatur, ein Zweitkeyboard, hier kommuniziert der Z80 Stack mit dem DSP, eine parallele Schnittstelle für die Bankeffeke, ein 5-1/4" Floppy Port, einen BAS Videoausgang und den Scannerausgang. Hierfür ist ein D-Sub 9 Stecker zuständig, er stellt die analogen X/Y Signale, TTL Blanking, sowie 4 TTL Farbkanäle zur Verfügung. Die Farbbelegung ist unbekannt, damals gab es ja noch keine Farbmodulation, aber mit dem Oszi kann man auf allen 4 Pins je nach ausgewählter Grafik "etwas" messen.

Der DSP wird komplett über die obere Tastatur gesteuert, jede Taste ist einem eigenen Trickfilm (Cue) zugeordnet.

mikesupi_P1150967.jpg
mikesupi_P1150968.jpg
mikesupi_P1150978.jpg
mikesupi_P1150979.jpg
Mein DSP war bestimmt von James Bond, denn die Seriennummer lautet: 007 :mrgreen:





Jetzt geht es aber ans Eingemachte, denn der Controller stellt die 27V Schaltspannung für die Hubmagneten leider nicht mehr zur Verfügung, also muß erst mal "ALLES" ausgebaut werden, denn die zuständige Platine sitzt natürlich ganz unten.
mikesupi_P1150997.jpg
mikesupi_P1160008.jpg

Von oben ist nichts zu sehen, aber messtechnisch hat eine Diode des Brückengleichrichters Durchgang - da ist doch etwas faul... und das zeigt sich dann auch gleich beim Ausbau des Gleichrichters... da ist wohl eine Leiterbahn zur Sicherung mutiert...

mikesupi_P1160038.jpg
mikesupi_P1160040.jpg
Das war dann wohl der Fehler, neuen Gleichrichter rein, und schon stehen wieder knapp 27V bei 5A an.
mikesupi_P1160068.jpg
mikesupi_P1160067.jpg

Das Keyboard Interface zum DSP
mikesupi_P1160071.jpg
mikesupi_P1160075.jpg

Die reparierte Hauptplatine ist wieder eingebaut, an der Rückwand sieht man den Open Collector Treiber für die Bank.
mikesupi_P1160082.jpg
Das ist das Interface für die Klaviatur
mikesupi_P1160028.jpg

Nächster Fehler: Auf dem Motorkontrollboard ist ein Elko defekt. Auf dem Board befindet sich die Geschwindigkeitsregelung der beiden Motorkanäle sowie die Aktivierung und Richtungsumschaltung per Relais.
mikesupi_P1160049.jpg
mikesupi_P1160045.jpg
mikesupi_P1160064.jpg
mikesupi_P1160059.jpg



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Re: ACR Swiss Laserbank von 1987 - Restaurierung

Beitrag von mikesupi » Mi 17 Mai, 2017 12:19 am

Hier mal wieder ein paar Scanner und Bankimpressionen.

Auf dem ersten Bild erkennt man deutlich das fehlende Blanking.
mikesupi_P1160158.jpg
mikesupi_P1160162.jpg
mikesupi_P1160165.jpg

Hier ist gut das Prinzip der "Farbmodulation" zu erkennen.
mikesupi_P1160167.jpg
mikesupi_P1160168.jpg


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Re: ACR Swiss Laserbank von 1987 - Restaurierung

Beitrag von mikesupi » Mi 17 Mai, 2017 8:30 pm

Leider haben einige der Taster nicht mehr funktioniert. Die Bank benötigt nur 24 Kanäle, es stehen also 8 Taster zum Austausch zur Verfügung. Letztendlich mussten 6 Taster und 6 Birnchen getauscht werden. Jetzt funktionieren wieder alle belegten Taster.
mikesupi_P1160147.jpg
mikesupi_P1160156.jpg

Den defekten Z80 PIO Baustein gab es in der Bucht als Vintage-Ware für ein paar Euro als Ersatz.
mikesupi_P1160180.jpg

Die Klaviatur Taste Nummer 27 hat bestimmt schon lange nicht mehr funktioniert, da die Schraube in der Bohrung die Leiterbahn beschädigt hat. Der gelbe Draht fixt jetzt das Problem.
mikesupi_P1160285.jpg

Jetzt gehts an den Ersatz der 2 abgebrochenen Tasten.
mikesupi_P1160238.jpg
mikesupi_P1160239.jpg

Die Tastatur wurde von ACR speziell für den Controller in Handarbeit gefertigt. Unter jeder Taste sitzt ein Druckschalter.
mikesupi_P1160243.jpg

Erst mal die Stahlführung der Tastatur herausklopfen und drücken, dann lassen sich die Tasten entfernen.
mikesupi_P1160253.jpg

Dann mit dem Heißluftfön die alte defekte Tasten vom Alu Träger lösen.
mikesupi_P1160259.jpg

Zum Glück gibt es mechanisch fast gleichwertige Tasten als Ersatzteil für Wersi Heimorgeln zu kaufen.
Die Tasten müssen nur noch etwas zurechtgesägt und gefeilt werden.
mikesupi_P1160263.jpg

So passen sie auf den ACR Aluträger.
mikesupi_P1160268.jpg

Und werden mit 2 Komponenten Epoxydkleber verklebt.
mikesupi_P1160271.jpg

Und so sieht die reparierte Tastatur aus.
mikesupi_P1160275.jpg
mikesupi_P1160281.jpg


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Re: ACR Swiss Laserbank von 1987 - Restaurierung

Beitrag von mikesupi » Sa 20 Mai, 2017 3:35 pm

So sehen die ACR Raumgratings aus. Die Gratings sind tatsächlich noch echte Glashologramme im Gegensatz zu den heute üblichen Gratings aus Kunststoff.
Als Motoren hat ACR einfach langsamdrehende Spiegelkugelmotoren mit 3 U/Min. verwendet, darauf wurde ein Holzklotz mit Loch für die Achse geklebt, und darauf dann das Glasgrating.

mikesupi_P1160330.jpg

Das grüne Gehäuse beherbergt einen schnelldrehenden Tunnelmotor, auf der Achse befindet sich ein normaler Oberflächenspiegel, so konnt man auch Tunnel an beliebigen Stellen im Club erzeugen.

mikesupi_P1160332.jpg

Die Originalbestückung der Bank ist fast wieder komplett, jetzt werden nochmal die 3 Strahlschalterbänke ausgebaut um die Grundplatte reinigen zu können.

mikesupi_P1160333.jpg
mikesupi_P1160351.jpg

Endlich ist alles vom Staub der 3 Jahrzehnte befreit.

mikesupi_P1160373.jpg
mikesupi_P1160378.jpg
mikesupi_P1160379.jpg

Die Anschlußplatine der Laserbank, hier sitzt auch das Relais, welches die Schweizer Steckdose aktiviert, hier sind die Lampen und der Scannertreiber angeschlossen. Die 4 kleinen Pfostenfeldleisten versorgen maximal 4 Strahlschalterbänke mit der 27V Spannung und den Einschaltsignalen für die Magneten (TTL: Akt=Low), es werden aber in der Regel nur 24 der 32 möglichen Kanäle genutzt. An den Schraubanschlüssen werden die Motoren angeschlossen, ein 5V Spannungsregler mit Leistungsvorwiderstand versorgt die Tunnelmotoren, die mit fester Drehzahl im Dauerbetrieb arbeiten. Durch einen Dimensionierungsfehler sinkt allerdings die Spannung bis auf 3V ab.

mikesupi_P1160183.jpg
mikesupi_P1160188.jpg

Eine der 3 Strahlschalterbänke, hier ist ein Kanal defekt, also ist wieder mal Fehlersuche angesagt. Komisch dass niemand so etwas im Betrieb im Club bemerkt.

mikesupi_P1160389.jpg
mikesupi_P1160397.jpg
Eine Zehnerdiode und eine Klemmdiode hatten keinen Durchgang mehr, nachdem ich beides ausgetauscht habe, laufen wieder alle 8 Treiber auf der Strahlschalterbank. Die Hubmagneten arbeiten mit ca. 3,3 Volt und werden stromgeregelt.

mikesupi_P1160398.jpg


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Re: ACR Swiss Laserbank von 1987 - Restaurierung

Beitrag von mikesupi » Mi 24 Mai, 2017 2:04 am

Hier sieht man sehr gut, wie die "Schwarz/Weiß" Grafik vom DSP durch die "Colorbox" mit leichtem X/Y-Versatz rückwärtig über Spiegel auf die Scanner geleitet wird. Daraus entsteht dann eine 3 farbige RGB Beamshow.
mikesupi_P1160415.jpg

Die dazugehörige monochrome Grafik vom Sollinger DSP auf dem eingebauten Vorschau-Oszilloskop.
mikesupi_P1160417.jpg

Hier ist die Strahlfalle, die erst ausgelöst werden muß, damit die rückwärtigen Abfallstrahlen der "Colorbox" auf die Scanner gelangen können. Ansonsten gibt es noch eine Möglichkeit die Scanner vom Mutterstrahl zu speisen, was meistens für Textausgabe genutzt wurde.
mikesupi_P1160408.jpg


Hier ist der mechanische Lissajous Generator, nicht zu verwechseln mit den 2 analogen Lissajous Generatoren, die über die G120 Scanner ausgegeben werden können.
Der Weißlicht Laserstrahl wird zuerst über ein Prisma (vorne links im Bild) in die einzelnen Wellenlängen der Farblinien zerlegt, in diesem Fall in R 637nm, G 520nm und B 445nm. Danach wird der erste Motor mit den 3 Einzeltrahlen angestrahlt, dieser erzeugt dann 3 farbige Tunnel die wiederum vom zweiten Motor zu klassischen Lissajous Figuren geformt werden. Die Drehzahl der Motoren lässt sich zwar regeln, das Verhältnis der beiden Drehzahlen ist allerdings fest, was nur begrenzte Effekte zulässt.
Der zweite Motor dient auch als Tunnelmotor, er wird dann über einen weiteren Strahlschalter vom Mutterstrahl angestrahlt.
mikesupi_P1160421.jpg
mikesupi_P1160420.jpg
mikesupi_P1160423.jpg


Die fast fertige Bank im Betrieb. Es können maximal 3 farbige Effekte gleichzeitig ausgegeben werden, in diesem Fall wird noch ein rückwärtiger Farbtunnel mit ausgegeben. Die Bilder zeigen die dazugehörigen Controllerkanäle, Oszi Vorschau und DSP Auswahl.
mikesupi_P1160429.jpg
mikesupi_P1160430.jpg
mikesupi_P1160431.jpg
mikesupi_P1160432.jpg


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