ALC60X OEM Röhrenwechsel HowTo

Betrieb, Bau und Modifikation von Gaslasern.

Moderator: mikesupi

mikesupi
Beiträge: 1004
Registriert: Do 15 Mär, 2007 3:58 pm
Do you already have Laser-Equipment?: Ar-Ion, Ar/Kr-Ion, DPSS, Diode. All what Tarm has ever supplied.
Wohnort: Frankfurt/Main
Kontaktdaten:

ALC60X OEM Röhrenwechsel HowTo

Beitrag von mikesupi » Fr 15 Mär, 2013 12:48 am

Hi Freaks,

im Zuge meines Projektes ALC60X -> Zeiss Lasos LGN 7802 Schaltnetzteil habe ich eines meiner ALC-Schätzchen wiederbelebt.
Es handelt sich hierbei um eine OEM Version ohne die übliche 60X Elektronik im Kopf, und ohne Anschluss- und Messfeld.
Am Ende der Umbilical cord befindet sich ein Jones Plug. Im Kopf sitzt ein Zündprint, dass sich die Zündspannung direkt aus der Anodenspannung (ca. 160V) generiert, es ist also keine Booster-Spannung von 300-400V erforderlich.

Die Röhre hat sich allerdings trotz intensivster Versuche nicht zum Zünden bewegen lassen.

Ich habe vor einigen Jahren 2 NOS (New Old Stock) Röhren der ersten Generation in EBAY ersteigert, eine davon sollte jetzt zum Einsatz kommen.
Ich hatte damals die Heizung beider Röhren mit dem Ohmmeter überprüft, und auch beide Röhren mit der Plasma-Lampe zum Leuchten gebracht.

Also ran an die Arbeit :-)

Der Ausbau der Röhre ist eigentlich ziemlich simpel, man entferne die beiden Alu-Spiegelhalter für HR und OC mit einem passenden Inbus Schlüssel, und zieht vorher die beiden Schläuche links und rechts zu den Silikagel-Ampullen ab, und verschliesst diese am besten durch Abknicken für die Bauzeit.

Die Röhre ist nur durch 2 Schellen und 4 Muttern auf den beiden Halteblöcken am Boden befestigt.
Jetzt werden noch die Kühllamellen, die duch Schlauchbinder gesichert sind, je nach Bedarf vor dem Ausbauen der Röhre entfernt.
Vorsicht mit den empfindlichen Brewster Fenstern!
Die beiden Heizleitungen an der Kathode sowie die Anodenleitung werden ebenfalls abgeschraubt.

Danach werden alle Anbauteile von der alten auf die neue Röhre übertragen, z.B. das Kühlgehäuse, die Kühlrippen an den beiden Röhrenseiten, und der Temperaturfühler.

Die neue Röhre wird wieder so eingesetzt, dass die Brewster Fenster mit der schrägen Seite nach unten zeigen.
Die Röhre sollte möglichst genau ausgerichtet werden, damit die Polarisationsebene erhalten bleibt, Augenmaß reicht aber meistens für Hobbyanwendungen aus.

Der Einbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Bitte wieder Vorsicht bei den Glasteilen der Röhre, und beim Anschrauben der Heizleitungen.

Ich habe die Röhre zuerst locker befestigt, und sie dann so lange justiert, dass sie an den beiden Einfassungen an OC und HR nicht auf Spannung sitzt.


----> Alles drin, aber immer noch kein Plasma...

Leider habe ich aufs falsche Pferd gesetzt, und diejenige der beiden Röhren genommen, die schon beim Plasmatest weniger hell geleuchtet hat (die rechte Röhre), das war wohl ein Fehler, also wieder alles raus.

Jetzt werden alle 3 (!) Röhren erst mal ohne jegliche Kühlmassnahmen auf dem Tisch gezündet - dazu dient das komplette Innenleben inkl. Zündmodul eines Spectra Physics SP-162 Laserkopfes.

Die alte Röhre zündet nicht, meine replacement Tube ebenfalls nicht.
Aber: Die dritte Röhre zündet sofort :-)
Bitte die Röhre wirklich nur wenige Sekunden ohne Kühlung laufen lassen, sonst gibts nichts mehr zu wechseln, und eine Prise BEO !!!!!

Wir sind ja inzwischen geübt, also dauert der zweite Röhrenwechsel auch nur noch Minuten...

Tarzan drauf, Laser angeschmissen, 30-40 Sekunden Vorheizzeit abgewartet, und schon leuchtet schönes blaues Argon-Plasma in der Röhre, und rötliches Licht aus dem HR.

Die beiden Spiegel werden jetzt mit den 3 großen M17 Muttern auf jeder Seite so lange (in kleinen Schritten) justiert, bis auch wieder ein Strahl zu sehen ist. Bei mir war die Verwunderung groß, als der Strahl auf der falschen (Rück-)Seite aus dem Kopf kam. Da hat wohl mal ein Vorbesitzer HR und OC vertauscht, wodurch man nicht auf TEM00 kam - es waren immer 2 Punkte (TEM01).
Also beide Spiegelhalter schnell getauscht, vorher Röhre erneut gelockert und neu ausgerichtet, und schon kann es mit einer Neujustage weitergehen.
Ich habe die Resonatoren so eingestellt, dass die grüne Linie bei 514nm möglichst früh anschwingt.
Der Kopf zeigt jetzt schon bei halbem Strom alle 9 Linien, die Maximalleistung liegt beim LGN 7802 Netzteil allerdings nur bei 20mW bei 102 Volt und 8 Amp.

Die Röhren scheinen aus der ersten Generation zu sein, in SAM's Laser-FAQ gibt es einen Passus über diese Röhrem mit den Katenoden an den Brewster Fenstern.
Die Katenoden waren wohl dazu da, Kohlestaub aus der Fertigung der sich in der Röhre befindet, von den Brewster Fenstern fern zu halten. Sie werden vom original Zündprint über je einen 88K Widerstand mit Hochspannung versorgt.

Eine weitere Eigenart dieser Replacement Tubes ist es, dass sich der Füllstutzen auf der Anodenseite statt auf der Kathodenseite befindet.

Hier wieder viele schöne Laserbilder :-)

CU in the Fog...

Mike

...
CIMG6598_.jpg
Links: die Gute, Rechts: die schlechte Röhre
P1030877.JPG
P1030930.JPG
P1030941.JPG
P1030943.JPG
P1030944.JPG
P1030952.JPG
P1030953.JPG
Das Plasma leuchtet...
P1030960.JPG
P1030967.JPG
P1030982.JPG
Alle 9 Linien.
P1030987.JPG
P1040003.JPG
P1040005.JPG
P1030886.JPG
Gestern war Pflegetag meiner ALC Sammlung :-)

Antworten

Zurück zu „Gaslaser“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: laserbank und 1 Gast